Als man mich schon während der Schwangerschaft fragte, ob ich denn schon einen Kitaplatz für meinen Sohn hätte, habe ich das noch lachend abgetan. Mittlerweile wünsche ich mir, ich hätte besser zugehört und mich rechtzeitig ohne einem schreienden Baby im Hintergrund um einen Platz gekümmert.
Die Suche geht los und führt gleich zum ersten Problem
Mein Sohn war ein paar Monate alt, als ich anfing mich bei verschiedenen Kitas bezüglich eines Betreuungsplatzes umzuhören. Das erste Problem war ganz banal und ich hätte es eigentlich voraussehen sollen: Es ist nicht einfach zu telefonieren, wenn man ein kleines Baby auf dem Arm hält. Entweder hat mein Sohn geschrien, sobald das Telefon klingelte, oder die Ansprechperson war in dem Moment, wo das Baby mal geschlafen hat, nicht verfügbar. Die E-Mail-Kommunikation war leider auch nicht sehr erfolgreich, denn die meisten Ansprechpartner haben entweder gar nicht geantwortet oder mich darum gebeten anzurufen, um einen Termin auszumachen. So stand ich also wieder ganz am Anfang.
Kurz erklärt: das Gutscheinsystem im Hamburg
Das nächste Problem hat nicht lange auf sich warten lassen. Endlich hatte ich irgendwann die Leiterin einer Kita erreicht und dort wurde dann direkt gefragt, welchen Kitagutschein wir denn mitbringen würden. Ich habe erstmal naiv geantwortet, dass wir eigentlich nur eine 5-stündige Betreuung pro Tag bräuchten und wurde dann direkt ziemlich unsanft abgewimmelt.
In Hamburg hat man die Möglichkeit jedes Kind ab einem Alter von einem Jahr in einer Kita oder in der Tagespflege betreuen zu lassen. Die ersten 5 Stunden täglich (25 Stunden die Woche) sind für die Eltern kostenfrei. Darüber hinaus ist es möglich, einen 6- oder 8-Stunden-Gutschein zu beantragen. Hierzu muss man nachweisen, dass die Arbeitszeiten und Arbeitswegzeiten so liegen, dass man das Kind länger als 5 Stunden in die Betreuung geben muss. Wenn man mehr als 5 Stunden am Tag in Anspruch nimmt, kommt auf die Eltern ein monatlicher Elternbeitrag zu, der anhand des Einkommens der Eltern berechnet wird. Das ist alles in allem ein sehr cooles System. Ich wusste allerdings nicht, dass praktisch keine Kita Kinder für „nur“ 5 Stunden am Tag annimmt.
So finanzieren sich die Kitas in Hamburg
Beim ersten Mal habe ich mir nicht viel dabei gedacht. Als aber auch die nächsten beiden Institutionen mit derselben Begründung angaben, sie hätten keinen Platz für uns, habe ich es langsam begriffen. Schließlich weihte mich eine Kitaleiterin in die Hamburger Zusammenhänge ein: Die Kitas können ihr Personal nicht mit den 5-Stunden-Kindern finanzieren, weshalb sie ihre freien Plätze und die Plätze auf den Wartelisten zunächst mit den Kindern besetzen, die den höchsten Betreuuungsbedarf haben. In unserem Fall wurde uns ganz klar gesagt, dass sie 5-Stunden-Kinder nur dann nehmen, wenn sie einen einzelnen freien Platz haben, der nicht mit einem anderen Kind, das einen höheren Betreuungsbedarf hat, besetzt werden kann. Die Chancen für einen Platz standen in unserem Fall also praktisch bei Null.
Unsere Alternative: die Tagesmutter!
Ich hatte mittlerweile herausgefunden, dass wir wahrscheinlich 6 Stunden täglich bewilligt bekommen würden und stand mittlerweile auf insgesamt 12 Wartelisten. Einen Platz hatte ich aber immer noch nicht bekommen. Viele der Kitas gaben ganz offen zu, dass ihre Wartelisten total überfüllt wären, sie aber eigentlich gar nicht wüssten, welche der Eltern überhaupt noch einen Kitaplatz brauchten. Da es so schwierig ist in Hamburg einen Kitaplatz zu bekommen, schreiben die Eltern sich einfach überall auf die Listen und vergessen dann Bescheid zu sagen, wenn sie einen Platz bekommen und diesen antreten. Unsere Rettung waren drei liebe Tagesmütter, die sich in einer Tagespflegeeinrichtung zusammengetan hatten. Als wir die Warterei Leid waren und eine Freundin mir drei nette Tagesmütter in unserer Umgebung empfohlen hatte, haben wir dort direkt einen Termin vereinbart. Als wir nach kurzer Wartezeit einen Betreuungsplatz angeboten bekommen haben, haben wir sofort zugeschlagen und den Platz angenommen.
Kita oder Tagesmutter? Hauptsache man fühlt sich mit seiner Entscheidung wohl
Die Betreuungszeiten sind bei einer Tagesmutter oft nicht so flexibel wie bei einer Kita und die Tagesmütter haben mehr Tage im Jahr geschlossen, weil auch sie natürlich einen wohlverdienten Urlaub brauchen. Trotzdem fiel uns die Entscheidung sehr leicht und wir haben sofort zugesagt, als uns ein Platz angeboten wurde. Bei den Tagesmüttern scheint der Alltag nicht ganz so durchgeplant und hektisch zu sein, wie in den Kitas, die wir besichtigt hatten. Ich bin mir sicher, dass die drei lieben Frauen sich rührend und liebevoll um unseren Sohn kümmern werden. Hätten wir direkt einen Platz in einer Kita angeboten bekommen, dann hätten wir unseren Sohn sicherlich dort hingegeben, aber im Nachhinein bin ich froh, dass es anders gekommen ist und dass wir unseren Kleinen in eine familiäre Umgebung geben können.
In vier Wochen geht die Eingewöhnung los und wir hoffen, dass alles so läuft, wie wir es uns vorstellen. Eins ist auf jeden Fall sicher: wir werden uns jetzt sofort auf die Wartelisten für den Kindergarten setzen lassen!