Schwangerschaftsübelkeit – So hilfst du deiner Partnerin damit umzugehen

Schwangerschaftsübelkeit – So hilfst du deiner Partnerin damit umzugehen

Ich ahnte eigentlich schon, was auf mich zukommen würde. Der Begriff Schwangerschaftsübelkeit war eigentlich nur der Ausdruck einer gewaltigen Untertreibung, für das, was meine Frau in ihrer ersten Schwangerschaft durchmachen musste. Wo andere Frauen über Morgenübelkeit klagten, was ja eigentlich impliziert, dass die Übelkeit im Verlauf des Tages unterbrochen wird oder zumindest ein wenig abklingt, erlebten wir einen regelrechten Spuckmarathon, der einen geregelten Alltag gar nicht mehr möglich machte.

In der ersten Schwangerschaft bekam ich natürlich mit, dass es meiner Frau schlecht ging. Ich war allerdings geschäftlich viel unterwegs und extrem im Berufsalltag eingespannt, was zu einer gewissen Ablenkung führte. Da kein weiteres Kind betreut werden musste, konnte sich meine Frau allein durch viel Ruhe etwas Linderung verschaffen. Und gerade dann, als in mir wirklich die Sorge aufkeimte, dass wir durch den Gewichtsverlust und die zunehmende Mutlosigkeit meiner Frau um eine stationäre Behandlung im Krankenhaus nicht herumkommen, war der Spuk auch schon vorbei. Das Erbrechen hörte auf und die Schwangerschaftsübelkeit verschwand fast so plötzlich, wie sie gekommen war.

Hyperemesis gravidarum: Wenn das Erbrechen kein Ende nimmt

Bei der zweiten Schwangerschaft sollten die Beschwerden nicht weniger heftig werden. Allerdings waren wir uns schnell einige, dass sie auch nicht wesentlich schlimmer waren, als beim ersten Mal. Allerdings hatten wir diesmal die Rechnung ohne unseren Sohn gemacht. Es ist natürlich etwas ganz anderes, wenn die Morgenübelkeit einsetzt und man sich ungestört aufs Klo verziehen und anschließend wieder im Bett die Decke über den Kopf ziehen kann, als wenn einem dabei permanent ein 2-Jähriger auf der Nase herum tanzt. Dieser will schließlich schon gleich morgens gewickelt werden, angezogen werden, frühstücken, in die Kita gefahren und später wieder abgeholt werden. Und danach müssen immerhin noch zwei bis drei Stunden überbrückt werden, bis der Papa endlich nach Hause kommt. Jemand der eine ordentliche Magen-Darm-Grippe hatte und sich in dieser Zeit um Kinder und Haushalt kümmern musste, weil keine Hilfe in der Nähe war, kann sich wohl im Ansatz vorstellen, wie sich meine Partnerin gefühlt haben muss. Und das nicht nur für ein Paar Tage, sondern für geschlagene drei Monate.

Wenn Hausmittel nicht helfen

Besonders frustrierend für mich war, dass nichts wirklich zu helfen schien. Alle Hausmittel gegen Schwangerschaftsübelkeit hatten wir natürlich längst durch. Von den kleinen Mahlzeiten, die vor dem Aufstehen direkt im Bett gegessen werden sollten, über Tees, Ingwer, das Tragen von Akupressur-Armbändern, Akupunktur und Homöopathie: Wir ließen nichts unversucht. Am Ende brachte nur die Einnahme von Vomex-Dragees gegen Übelkeit etwas Linderung, wodurch der Alltag für meine Frau durch die bleierne Müdigkeit erschwert wurde, die als Nebenwirkung mit der Einnahme der Medikamente einherging. Dazu kam trotz aller Versicherungen durch den Arzt, dass die Einnahme während der Schwangerschaft unbedenklich sei, die Gewissensbisse, dass die Wirkung und Nebenwirkungen der Tabletten das ungeborene Kind wahrscheinlich nicht gänzlich verschonen würde.

Wie man seine Partnerin bei Schwangerschaftsübelkeit unterstützen kann

Natürlich fragt man sich als Vater, wie man seiner Partnerin in dieser schwierigen Zeit helfen kann. Alle guten Ratschläge, die vielen Angebote Tee zu kochen und Wärmflaschen zu füllen wurden meist abgelehnt. Ich konnte nur noch hilflos zuschauen und versuchen, meine Frau zu entlasten. Das einzige, was ihr ein wenig Linderung zu verschaffen schien, war Ruhe und Schlaf.

Also tat ich, was ich konnte, um ihr all das abzunehmen, was sie davon abhielt, sich auszuruhen.

Morgens nach dem Aufstehen brachte ich meiner Frau direkt ein leichtes Frühstück ans Bett. Es zeigte sich, dass die Wahrscheinlichkeit ein wenig geringer war, dass der Tag direkt mit Erbrechen losging, wenn der Magen vor dem Aufstehen ein wenig gefüllt war. Dann machte ich meinen Sohn fertig für die Kita und wir frühstückten zu zweit, während meine Frau sich ausruhte. So oft ich konnte, brachte ich den Kleinen vor der Arbeit in die Kita. So konnte meine Frau aufstehen oder liegenbleiben, wie es ihr gerade passte, und den Tag ruhig angehen. Wenn ich morgens nicht die Zeit hierfür hatte, musste meine Frau los und hat es trotz des ständigen Erbrechens irgendwie hinbekommen.

Nur das Abholen musste sie am frühen Nachmittag selbst übernehmen und anschließend musste sie dann irgendwie heil durch die 2-3 Stunden kommen, in bis ich von der Arbeit nach Hause kam. An schlechten Tagen mussten wir leider unsere guten Vorsätze über Bord werfen und den unseren zweijährigen Sohn an diesen Nachmittagen zeitweise vor den Fernseher setzen, damit er nicht unkontrolliert die Wohnung auseinander nahm, während meine Frau ans Klo gefesselt war. In der Rückschau war diese Notlösung aber absolut das kleinere Übel.

Schwangerschaftsübelkeit – So hilfst du deiner Partnerin damit umzugehen

Schwere Übelkeit in der Schwangerschaft soll ein gutes Zeichen sein aber bedeutet zusätzliche Belastung für den Vater

Wenn ich dann endlich zwischen 17:00 und 18:00 Uhr nach Hause kam, wurde ich schon sehnsüchtig erwartet. Unsere Familie hat versucht so viel wie möglich zu helfen, doch auch sie konnten ihr eigenes Leben nicht komplett auf Standby stellen um uns zu entlasten. Eine Auszeit gab es für mich in dieser Zeit also nicht. Aufräumen, Abendessen kochen, wieder aufräumen, das Kind bettfertig machen und das Abendritual mit Vorlesen und zu Bett bringen führte dazu, dass ich mir meine erste Verschnaufpause gut eine Stunde nach der Tagesschau gönnen konnte. Direkt im Anschluss wurde dann noch die Bude aufgeräumt und ggf. geputzt. Wenn gewaschen werden musste, kam das natürlich noch dazu. Und zwischendurch gabs natürlich auch noch eine kleine Pflegeeinheit für meine Frau. Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich ab etwa 22:00 bis 22:30 noch etwa eine Stunde für mich hatte, bevor ich total erschossen im Bett zusammenbrach, bevor die Mühle sich 8 Stunden später wieder von vorn drehen würde.

So schlimm die Übelkeit in der Schwangerschaft auch sein mag - sie geht vorbei

Man kann als Mann natürlich anfangen zu jammern und die Herausforderung einfach auf dem Konto “Lebenserfahrung” verbuchen. Auch wenn ich zeitweise verdammt fertig mit der Welt war, entschloss ich mich zum Glück dazu, die ganze Situation möglichst gelassen hinzunehmen. Dies war auch der Tatsache geschuldet, dass meine Frau zusätzlich zu ihrem schon desolaten körperlichen Zustand auch noch ein furchtbar schlechtes Gewissen hatte, weil ich zusätzlich zu meinen beruflichen Verpflichtungen auch noch den Haushalt schmeißen und unseren kleinen Sohn am Leben halten musste. Das schlechte Gewissen führte natürlich dazu, dass es meiner Frau noch schlechter ging und dass sie hin und wieder doch versuchte zu helfen und sich am Haushalt zu beteiligen. Dies führte wiederum dazu, dass sich die Schwangerschaftsübelkeit und das Erbrechen verschlimmerte, wodurch sich die Situation weiter hoch zu schaukeln drohte. Mir blieb also gar keine andere Wahl, als die Situation anzunehmen und das beste aus ihr zu machen, wohl wissend, dass der Höllenritt irgendwann vorbei sein würde. Und in der Tat: Als ich nach rund vier Monaten schon gut ausgelaugt war und dachte, das Erbrechen hört nie auf, da wurde es von einem Tag auf den anderen viel besser.

Das Ende der Schwangerschaftsübelkeit - wie eine Wiedergeburt

Meine Frau sah aus wie wiedergeboren, wenn auch immernoch ziemlich schwach und ausgelaugt. Schrittweise fanden wir alle wieder in unseren gewohnten Alltag zurück, die lediglich durch die allgemeinen, aber angenehmeren Einschränkungen der Schwangerschaft beeinträchtigt wurden. Auch unser Sohn freute sich sichtlich. Er wirkte in den letzten Monaten regelmäßig sehr besorgt, wenn seine Mutter kaum ansprechbar auf der Couch lag oder über der Toilette hockte. Irgendwie bildete ich mir ein, dass er seine Mutter vermisst hatte und froh war, dass sie wieder für ihn da war. Schließlich hatte sie ihn lange nicht mehr zu Bett gebracht und keine Gute-Nacht-Geschichten mehr gelesen, es wurde wenig gekuschelt und gespielt und oft musste ich ihn vertrösten, wenn er nach seiner Mutter verlangte und diese sich im Bad verbarrikadiert hatte, weil der Magen wieder rebellierte.

Eine gewaltige Herausforderung für die ganze Familie, an der wir aber gewachsen sind

Für die ganze Familie war es eine schwierige Erfahrung. Ich als Vater hatte den Hauch eines Gefühls dafür bekommen, wie man sich wohl so als alleinerziehendes Elternteil mit Vollzeitjob fühlen musste. Mein Sohn musste sich plötzlich in einer ganz anderen Alltagssituation zurechtfinden, und wir waren auf die Hilfe unserer Familie regelrecht angewiesen. Und meine Frau musste neben ihrer Schwangerschaftsübelkeit und dem ständigen Erbrechen hilflos zusehen, wie der Rest der Familie den Alltag ohne die Unterstützung der Mutter bewältigen musste. Es ist uns glaube ich ganz gut gelungen. Aber ich bin mir sicher, dass einige meiner Erziehungs- und Ernährungsmethoden sicherlich unterbunden worden wären, wenn meine Frau dazu körperlich in der Lage gewesen wäre.

Was bei Schwangerschaftsübelkeit helfen kann

Einige Dinge bei uns haben funktioniert, andere wiederum nicht. Bitte beachtet, dass nicht alle Schwangeren gleich reagieren, aber hier habt ihr eine Übersicht über die Dinge, die meiner Frau geholfen haben, und die, die nichts gebracht haben.

MAßNAHMEHILFT KAUMHILFT ETWASHILFT SEHR
Verschiedene Tees
Ingwer
Akupressur-Armbänder
Akupunktur
Ruhe und Schlaf
Vomex A (Dimenhydrinat)
Kleine Mahlzeit vorm Aufstehen

Das beste Mittel gegen schwere Übelkeit in der Schwangerschaft: Ruhe und Schlaf

Die wichtigste Lehren, die ich aus unserem schweren Verlauf der Schwangerschaftsübelkeit gezogen habe:

  • Gönnt eurer Partnerin Ruhe und Schlaf, wenn sonst nichts mehr hilft
  • Sorgt für jede erdenkliche Entlastung im Alltag
  • Stellt eure eigenen Bedürfnisse komplett hinten an – es ist nur für eine begrenzte Zeit
  • Eine gewisse Resignation ist normal. Bleibt aber trotzdem verständnisvoll, hilfsbereit und geduldig gegenüber den Bedürfnissen eurer Partnerin!

 

Medical Disclaimer:

Bitte beachtet dass medizinische Themen und Ratschläge zum Thema Schwangerschaft von uns sorgfältig recherchiert werden. Unsere Artikel ersetzen jedoch niemals die individuelle Beratung durch einen Experten. Wenn Du Fragen, Sorgen oder Zweifel haben, solltest Du unter allen Umständen Deinen Frauenarzt zu Rate ziehen!