Das Vatersein ist ja so eine Sache. Ab dem Zeitpunkt, an dem der Zeugungsstress endlich vorbei ist, setzt auch beim werdenden Papa langsam die frohe Erwartung ein. So geht das dann einige Monate, bis die voranschreitende Schwangerschaft mit der Zeit immer alltäglicher wird und die Herausforderungen für die Partnerin durch den Mann mit zunehmend routinierter Fürsorglichkeit zur Kenntnis genommen werden. Mir wurde ganz schnell klar, dass ich hier erstmal eher eine Statistenrolle einnehme. Die Frau und der Bauch stehen natürlich im absoluten Mittelpunkt aller Gespräche, während man selbst im Kreis seiner meist männlichen Freunde mit der Schwangerschaft, so spannend sie für die werdenden Eltern auch sein mag, nur im begrenzten Maße für Unterhaltung sorgt.
Ein absoluter Höhepunkt dieser Zeit war für mich die Nacht, als die Geburt einsetzte. Mit der Kliniktasche unter dem einen Arm, meiner wehenabatmenden Frau unter dem anderen, konnte ich endlich meine Führungsqualitäten im Treppenhaus unter Beweis stellen.
Von da an ging es allerdings wieder steil bergab. Die Geburt fasse ich mal so zusammen: Ich habe mich selten in meinem Leben so deplatziert gefühlt wie im Kreissaal. Drei Frauen (Ärztin, Hebamme und meine Frau), die alle genau wussten, was sie zu tun hatten, zusammen in einem Raum mit einem Mann, der total verunsichert, verängstigt und auf Grund der ungewohnten Lautäußerungen seiner Frau nicht mehr ganz sicher war, ob das alles gut ausgehen wird.
Als der Lütte dann aber endlich da war, war natürlich alles perfekt und auch der frischgebackene Papa natürlich Stolz wie Bolle. So kam die Elternzeit und in diesen gnädigen vier Wochen wuchs meine kleine, neue Familie so langsam richtig zusammen. So wundervoll diese Zeit auch war, ich merkte schnell, wie abhängig der Kleine von seiner Mutter war, sowohl durch das Stillen, aber auch durch das Nähebedürfnis zu seiner ersten Bezugsperson. Und ich merkte auch, dass es wohl noch einige Monate dauern würde, bis ich mich als Vater voll entfalten kann, was in der Regel beim Sohnemann mindestens eine gewisse Grundrobustheit sowie ein koordiniertes Bewegen aller vier Gliedmaßen erfordern würde.
Der Tag, auf den Papa seit der Geburt gewartet hat
Als meine Frau mich dann nach rund 12 Monaten zum ersten Mal mit meinem Sohn ins Erlebnisbad schickte, war der Zeitpunkt endgültig gekommen: Jetzt wird Verantwortung übernommen und zwar richtig! Sogar die Badetasche hatte ich selbst gepackt. Die Abfahrtskontrolle durch meine Frau erfolgte heimlich, um mein Ego zu schonen. Die Ermahnung, dass große Rutsche und Sprünge vom Ein-Meter-Brett mit einem Einjährigen tabu sind, verhallte bereits, während ich den Jungen im Auto festschnallte und mein Reisegepäck bestehend aus IKEA-Tüte, Wickeltasche und diversen Einzelgegenständen auf dem Beifahrersitz verstaute.
Im Erlebnisbad angekommen musste ich feststellen, dass der späte Samstagnachmittag an einem Regentag eher etwas für fortgeschrittene Schwimmbadgeher mit Baby ist. Beim Bezahlen an der Kasse war ich mit meinem Gepäck schon so überfordert, dass ich nur am Rande mitbekam, dass mein Sohn bereits auf seinen noch wackeligen Beinen die angrenzende Cafeteria unsicher machte. Bei den Umkleiden angekommen – Kind in der einen Hand, IKEA-Tüte in der anderen, Wickeltasche umgehängt und diverse andere Gegenstände irgendwo dazwischen – stellte sich heraus, dass die Babyumkleide total überfüllt war. Da blieb nur die Einzelumkleide. Nur wohin mit dem Kind? Also IKEA-Tüte halb ausgeräumt, Kind hineingesetzt und gehofft, dass der Entdeckerdrang kurz durch Schlüssel und iPhone unterbunden werden kann, damit sich Papa in einem Tempo, dass noch kein Mensch zuvor gesehen hat, umziehen konnte. Zum Glück hatte ich die Klappwickeltische vor den Umkleiden beim Ankommen noch aus den Augenwinkeln heraus bemerkt und konnte den Kleinen dort recht unproblematisch fertig machen.
Es braucht Organisationstalent, starke Nerven und eigentlich vier Arme
Wickeln und Umziehen lief dann relativ reibungslos. Allerdings erwies sich das Beladen des Spints als schier unlösbare Aufgabe mit Kind auf dem Arm und dem Anspruch, weder IKEA-Tüte noch Handtücher oder Ähnliches auf dem Boden abzulegen. Während ich noch überlegte, meinen Sohn kurz einem jungen Kerl anzuvertrauen, der sich aber gerade mit seinen Kumpels ein Wortgefecht darüber lieferte, wer die heißeste Alte im Bad ist, ging ich doch dazu über, alles mit gekonnten Fußtritten in den Schrank zu befördern.
Schweißgebadet, fix und fertig ging es dann erstmal unter die Dusche. Der Lütte amüsierte sich inzwischen prächtig über diesen für ihn jetzt schon total unkonventionellen Schwimmbadbesuch.
Das Schwimmen selbst war dann auch relativ unspektakulär. Immer im Wechsel ging es vom Babybecken in den Thermalbereich zum wiederaufwärmen und wieder zurück ins Babybecken. Ganze drei Stunden mit Umziehen haben wir es zusammen ausgehalten, obwohl meine Frau vorher sagte, dass er maximal eine Stunde schafft (nein, keine blauen Lippen oder sonstige gesundheitliche Beeinträchtigungen im Anschluss). Die Rutsche habe ich mir dann doch verkniffen und auch im Wellenbad ging mit mir die Vernunft durch. Der Kleine durfte hier ganz entspannt vom Beckenrand aus die tobenden Kinder in den Wellen beobachten. Der Rückweg war dann schon um einiges routinierter und ich entdeckte die Vorzüge der Babyumkleide, wo der Kleine zusammen mit einer netten jungen Dame im Laufgitter spielen konnte, während ich mich in Ruhe umziehen und in meiner IKEA-Tüte wühlen konnte. Und einige anerkennenden Blicke von Müttern, mit denen ich ins Gespräch kam, gab es auch noch (ihre Männer würden niemals allein mit ihren Kids ins Schwimmbad gehen, höchstens mal zum Spielplatz um die Ecke, wenn überhaupt u.s.w.). Todmüde, aber auch ein wenig stolz, verließ ich das Bad. Trotz Stress und allen Anstrengungen hatten wir jede Menge Spaß und am wichtigsten: Mein Kleiner hat den Tag unbeschadet überstanden.
Tipps für den ersten Schwimmbadbesuch
Aus meinen Erfahrungen heraus gibt es hier noch einige Tipps für den ersten Solo-Schwimmbadbesuch mit Kind:
- Große Taschen oder Tüten mitnehmen. Klemmt den ganzen Krempel auf keinen Fall in eine enge Sporttasche. Ich habe den gesamten Inhalt meiner Tasche mindestens dreimal komplett auf den Kopf stellen müssen. Meine Empfehlung: Badetasche, Marke IKEA, für 0,50 Euro das Stück.
- Vormittags an einem Werktag hingehen. Ist, wie ich bei meinem zweiten Badbesuch feststellen musste, wesentlich entspannter, fast schon erholend. Dafür die Elternzeit oder einen freien Tag nutzen. Aber nicht wundern, man ist meistens der einzige Mann unter Müttern. Hat aber auch irgendwie was.
- Ordentlich Verpflegung einpacken (in erster Linie fürs Kind). Eine Banane, eine Flasche Wasser und etwas Knabberzeug haben unseren Aufenthalt von einer Stunde auf ganze drei Stunden inkl. Powernap auf der Liege ausgedehnt.
- Alles, was für Papa und Kind nicht absolut überlebenswichtig ist, im Auto lassen. Ich lasse Jacken, Mäntel und Mützen im Auto und marschiere auch im Winter ohne unnötigen Ballast über den Parkplatz. Meine Großmutter würde sich wahrscheinlich tierisch aufregen, aber die ist ja in der Regel nicht dabei. Mein Sohn wird in eine Decke eingewickelt und hat die 30 Meter bisher immer unbeschadet überstanden. Das Chaos in der Umkleide lässt sich eh nicht vermeiden, aber jede eingesparte Schicht macht die Sache wesentlich einfacher für alle Beteiligten.
- Schwimmwindel nicht vergessen! Sonst gibt’s unter Umständen ne riesen Sauerei, nicht förderlich für Punkt 6.
- Nicht verunsichern lassen und einfach machen. Sammelumkleide voller Mütter und Kinder, kritische Blicke vom Badpersonal, wenn das Kind mit dem Kopf voran ins Drehkreuz läuft – keine Frage, die Situation ist ungewohnt, aber weit weniger schlimm als die Entbindung selbst. Einfach durchziehen die Aktion. Ich hatte bei den Müttern, mit denen ich ins Gespräch kam, am Ende ein Stein im Brett.
- Was passiert, wenn das Kind sch**ßt? Keine Ahnung, hatte ich nach bisher vier Schwimmbadbesuchen noch nicht. Einfach Daumen drücken, dass es nicht im Wasser passiert. Eins ist sicher, die Mutter hilft euch diesmal nicht, wenn es passiert!